Handpan
Geschichte
Der Ausdruck Handpan tauchte zum ersten Mal im Herbst 2007 auf der Website des amerikanischen Steelpanbauers Pantheon Steel auf, wo er ein eigenes Instrument ankündigte, das sich als Alternative zum Hang verstand. Die Bezeichnung wurde daraufhin im heute nicht mehr existierenden Hang-Music-Forum aufgegriffen. Als Nachfolger dieses Forums entstand im Jahr 2009 das Internetforum handpan.org. So fand der Ausdruck weite Verbreitung. Eine neue Sachbezeichnung für diese Instrumente war notwendig geworden, weil PANArt den Namen Hang als Marke für Musikinstrumente registriert hatte, so dass er zur Bezeichnung der Instrumente anderer Hersteller nicht zur Verfügung stand.
Die Sachbezeichnung Handpan ist wiederholt diskutiert worden. So lehnt die PANArt den Ausdruck zur Bezeichnung ihres Instruments Hang ausdrücklich ab. Auch eine Reihe von Handpanbauern und Spielern, insbesondere aus dem nicht englischsprachigen Raum, äußerten sich immer wieder kritisch.
Die ersten fünf Instrumente, die zu den Handpans gerechnet werden, waren die Caisa von Kaisos Steel Drums (Deutschland, 2007), das BELLs von BEllart (Spanien, 2009), das Halo von Pantheon Steel (USA, 2009), das Spacedrum von Metal Sounds (Frankreich, 2009) und die Battiloro von Battiloro Handpan (Italien, 2013). Heute gibt es mehr als 150 Handpanbauer, deren Instrumente sich in Material, Herstellungsverfahren, Qualität und Klang erheblich unterscheiden.
Bauweise
Die meisten Handpans übernehmen vom Hang die Grundform, bestehend aus zwei miteinander verklebten Halblinsensegmenten, einem zentralen Tonfeld und einem Ring aus mindestens sieben Tonfeldern auf der Oberseite und einer Öffnung auf der Unterseite. Diese Handpans unterscheiden sich jedoch in etlichen Eigenschaften nicht nur von dem ursprünglichen Hang, sondern auch untereinander. Für die Rohformen kommen unterschiedliche Stahlblechsorten, Blechstärken und Herstellungsverfahren zum Einsatz. Anzahl, Größe und Form der Tonfelder sowie die zur Ausformung der Tonfelder angewandten Techniken unterscheiden sich ebenfalls. Wie beim Hang weisen die Tonfelder der meisten Handpans in der Mitte der Tonfelder eine nach innen gerichtete Einwölbung auf, für die sich im Englischen der Ausdruck Dimple (Beule) durchgesetzt hat. Auch hier gibt es erhebliche Variationen in Größe und Form. Während das Ding genannte, zentrale Tonfeld des Hang eine nach außen gewölbte Kuppel aufweist, kommen bei den Handpans oft auch zentrale Tonfelder mit nach innen gerichtetem Dimple analog zu den Tonfeldern im Kreis vor. Einige Handpans weichen noch deutlicher vom Hang-Layout ab, ordnen eine größere Anzahl von Tönen anders auf der Oberseite an oder haben zusätzliche Tonfelder auf der Unterseite (Bottom Notes).
Die runde Öffnung auf der Unterseite wird beim Hang Gu genannt und hat einen nach innen gerichteten Hals, der zusammen mit dem Luftvolumen im Hohlkörper einen Helmholtz-Resonator bildet, der an der Dingkuppel angeregt wird. Handpans verzichten dagegen oft auf den Hals in der Öffnung. So kann die Helmholtz-Resonanz nicht oder nur schwach angeregt werden, insbesondere wenn die nach außen gerichtete Kuppel auf der Oberseite fehlt.
In die einzelnen Tonfelder sind wie beim Hang in der Regel drei Teiltöne (Grundton, Oktave und Duodezime) eingestimmt. Die Einstimmung der Tonfelder wird durch ihre Ausformung und viele weitere Parameter beeinflusst. Sie unterscheiden sich von Tuner zu Tuner. Daher variiert auch der Klangcharakter der Instrumente deutlich. Übliche Anordnung der Töne auf der Oberseite eines Handpans. Die Zahlen geben die Reihenfolge vom tiefsten zum höchsten Ton an. Das zentrale Tonfeld ist der tiefste Ton. Einige Instrumente haben jedoch auch auf der Unterseite noch tiefere Töne. Die übrigen Töne sind kreisförmig darum angeordnet. Die Reihenfolge der Töne folgt einem Zickzack-Muster (siehe Abbildung). Handpans werden wie die erste Generation des Hang in vielen verschiedenen Skalen (Tonleitern) angeboten. Es kommen nicht nur diatonische, sondern auch Skalen mit größeren Intervallabständen vor, teils ethnomusikalische, aber auch vom jeweiligen Tuner für den Einsatz bei seinen Instrumenten freierfundene Skalen.
Spieleingenschaften
Das klassische Spiel der Handpan ist das dynamische Spiel, bei dem sich die Hände in einem „tippeltippel“ ständig abwechseln. Fortgeschrittene wechseln gezielt und lassen auch mit der gleichen Hand Töne nachfolgend erklingen.
Eine Handpan ist so stabil, sodass sie auch Schläge mit dem Knöchel oder sogar der Faust zwischen den Tönen zulässt, wodurch man stilistisch sehr viel breiter wird. Es kann also auch mit Schlaginstrumentelementen gespielt werden, wie man sie vom Cajón oder ähnlichem kennt.
Das Nachspielen von bekannten Melodien ist eher ungewollt und nicht verbreitet, da diese Stücke in der regel nicht dynamisch erlernt werden können, sondern individuell, aufgrund der Verteilung der Notation einstudiert werden müssen.